
Polestar treibt die Digitalisierung seiner Entwicklungsprozesse weiter voran und setzt dafür auf ein neuartiges, integriertes Testsystem für Bremsen, Lenkung und Radaufhängung. In enger Zusammenarbeit mit IPG Automotive entstand eine modulare Testplattform, die eine hochrealistische Systemvalidierung bereits in frühen Entwicklungsphasen ermöglicht – ganz ohne reales Versuchsfahrzeug.
Im Zentrum steht dabei eine End-to-End-Teststrategie mit hohem Virtualisierungsgrad: Von der Softwareentwicklung über die Hardwareintegration bis zur Systemverifikation unter realitätsnahen Bedingungen werden alle Stufen simulativ abgedeckt. Besonders im Fokus stehen dabei sogenannte Brake- und Steering-in-the-Loop-Anwendungen.
„Unser Ziel ist es, reproduzierbare Bedingungen für die Systemvalidierung zu schaffen und gleichzeitig den Aufwand für reale Erprobungsfahrzeuge deutlich zu reduzieren“, erläutert Meena Kumari, Ingenieurin im Vehicle Motion Control Team von Polestar. „Das System wird vor allem in den frühen bis mittleren Phasen eingesetzt – dort, wo klassische Fahrversuche besonders aufwendig und teuer sind.“
Zum Einsatz kommen virtuelle Prototypen in MATLAB Simulink und CarMaker, kombiniert mit Driver-in-the-Loop-Ansätzen und Hardware-in-the-Loop-Systemen. Diese ermöglichen es, Funktionen wie Bremskraftverteilung, Antriebsschlupfregelung oder auch das sogenannte Brake Blending unter realitätsnahen Bedingungen zu testen. Auch das Zusammenspiel von Steuergeräten für Bremse, Lenkung und Fahrwerk lässt sich mit dem System umfassend bewerten.
„Langfristig sehen wir erhebliche Vorteile: Die Abhängigkeit von realen Testfahrzeugen wird drastisch sinken“, so Anton Albinsson, ebenfalls im Vehicle Motion Control Team tätig. Gleichzeitig bleibt die Systemintegration jederzeit nachvollziehbar und messbar – ein entscheidender Vorteil in Hinblick auf Sicherheit, Effizienz und Funktionsvalidierung.
Die technische Zusammenarbeit mit IPG Automotive ermöglichte eine individuelle Systemkonfiguration auf Basis der CarMaker HIL-Plattform und der Echtzeitumgebung Xpack4. Die Projektumsetzung beschreibt Kumari als „reibungslos und partnerschaftlich – mit kontinuierlicher Unterstützung und schneller Lösungsfindung bei technischen Herausforderungen“.
Mit dem kombinierten Testsystem setzt Polestar ein Zeichen für eine effiziente, sichere und zukunftsorientierte Fahrzeugentwicklung. Der systematische Einsatz virtueller Testumgebungen ist dabei ein Schlüssel für höhere Prozesseffizienz und frühzeitige Fehlererkennung – gerade in einem sich wandelnden Mobilitätsumfeld mit immer komplexeren Anforderungen. (oe)
Link zum Interview mit Meena Kumari und Anton Albinsson von Polestar Performance AB (pdf, 2 Seiten, deutsch)