ADAS-Funktionen von der Hardware entkoppeln – Softwarelösungen für SDV-Architekturen

ADAS-Fahrfunktionen als eigenständige Softwarelösung

Dr. Christian Brenneke, Leiter der ZF-Division Elektronik und Fahrerassistenzsysteme. „Die ‚Turnkey Solutions‘ beginnen bei der Systemauslegung von Hardware und Software und reichen bis zur Validierung und Homologation der Fahrerassistenzsysteme. Dieses Portfolio verschafft uns eine ausgezeichnete Marktposition für künftiges Wachstum.“ (© ZF)

ZF positioniert sich strategisch als Wegbereiter für softwaredefinierte Mobilität – mit einem modularen Baukasten, der von intelligenten Kameras über skalierbare Zentralrechner bis hin zu validierten Softwarepaketen reicht. Mit seinen neuen ADAS-„Turnkey Solutions“ liefert ZF nicht nur die passende Software, sondern gleich die vollständige Systemlösung – inklusive Validierung, Homologation und Konnektivität.


ZF stärkt seine Position als Systemanbieter für Fahrerassistenzsysteme und softwaredefinierte Fahrzeugfunktionen. Mit einem Marktanteil von 30 Prozent bei intelligenten Kameras und einer ADAS-Plattformstrategie, die von modularer Software bis hin zu High-Performance-Zentralrechnern reicht, reagiert der Technologiekonzern auf den zunehmenden Bedarf nach hochintegrierten, validierten Komplettlösungen.

Mit dem Wandel hin zu zentralisierten E/E-Architekturen verändert sich auch die Bereitstellung sicherheits- und komfortrelevanter Fahrzeugfunktionen grundlegend. Während ADAS- und Parkfunktionen bislang direkt in der Hardware – etwa in Kameras oder Steuergeräten – integriert waren, bietet ZF diese Funktionen nun als eigenständige, modular einsetzbare Softwarepakete an und positioniert sich hier mit sogenannten „Turnkey Solutions“, die sowohl Hardware und Software als auch Validierung und Homologation umfassen. Das neue Angebot umfasst rund 25 Softwaremodule für Assistenz-, Komfort- und Parkfunktionen, die als Software-as-a-Product unabhängig von der Sensorik verwendet werden können. OEMs erhalten damit ein hohes Maß an Flexibilität: Funktionen lassen sich individuell konfigurieren, skalieren und gezielt für einzelne Fahrzeugbaureihen einsetzen – ganz im Sinne einer softwaredefinierten Fahrzeugstrategie.


Hochautomatisiertes Fahren bis 130 km/h: ZF zeigte auf seinem ADAS Day ein „Level-2.9- System“ mit dauerhafter Quer- und Längsführung auf Autobahnen. Es geht funktional deutlich über Level 2 hinaus, ist aber rechtlich und regulatorisch noch unter Level 3 eingeordnet.


ProAI: Skalierbare Rechenleistung für alle Fahrzeugklassen

Für die sichere und leistungsstarke Ausführung dieser Funktionen ist eine geeignete Hardwareplattform unerlässlich. Mit ProAI stellt ZF eine skalierbare Zentralrechnerfamilie bereit, die sich von einfachen Steuerungslösungen bis hin zu Hochleistungsplattformen für automatisiertes Fahren erstreckt. Die ProAI-Reihe ist plattform- und architekturunabhängig einsetzbar und deckt alle Anforderungen vom Einstiegsmodell bis zum vollvernetzten Premiumfahrzeug ab. Neben bestehenden Hochleistungsvarianten ergänzt ZF das Portfolio um kostenoptimierte Ausführungen für Volumenmodelle – etwa für einfache Frontkamerasysteme oder Parkassistenten.


Die Rechenplattform ProAI deckt den Bedarf von einfachen ADAS-Funktionen bis zu hochautomatisierten Fahrfunktionen (Level 2+ bis 4) ab. Das Flaggschiff (wie hier abgebildet) ist die Multi-Domain-fähige Version, die über mehrere Performance Boards verfügt und mit Mikroprozessoren und Betriebssystemen aller großen Hersteller ausgestattet werden kann. (© ZF)


Im oberen Leistungssegment unterstützt ProAI komplexe ADAS- und Fahrwerksfunktionen der Stufen 2+ und 3. In ihrer höchsten Ausbaustufe fungiert die Plattform als zentraler Rechner für multidomänentaugliche SDV-Architekturen, die auch Anwendungen wie Infotainment oder Fahrwerksregelung integrieren können.

ProConnect: Schnittstelle zwischen Fahrzeug und Cloud

Mit ProConnect bietet ZF zudem eine modulare Konnektivitätsplattform für die nahtlose Anbindung an Cloud-Dienste. Die Lösung unterstützt sämtliche gängigen Kommunikationsprotokolle (V2X, 5G, Wi-Fi, Satellit) und stellt digitale Services wie Over-the-Air-Updates, Ferndiagnose oder HD-Kartendienste bereit.

ZF Annotate: KI-gestützte Validierung für automatisiertes Fahren

Mit ZF Annotate stellt ZF ferner ein leistungsfähiges, cloudbasiertes Validierungstool vor, das speziell für die Entwicklung und Absicherung moderner Fahrerassistenzsysteme (ADAS) und automatisierter Fahrfunktionen (AD) bis Level 5 konzipiert wurde. Im Zentrum steht dabei die Erzeugung und Nutzung eines hochpräzisen Umgebungsmodells – der sogenannten Ground Truth – als objektive Vergleichsbasis für das Verhalten und die Wahrnehmung von Fahrzeugsensoren.


ZF Annotate ermöglicht eine objektive, skalierbare und reproduzierbare Absicherung der ADAS-Systeme – ein zentraler Baustein für die Entwicklung zuverlässiger und sicherer automatisierter Fahrfunktionen in hochkomplexen Verkehrsszenarien. (© ZF)


ZF Annotate ermöglicht es, aufgezeichnete Sensordaten aus realen Fahrszenarien mit einem unabhängigen, redundanten Referenzsensorsatz abzugleichen. Dieses Setup sorgt dafür, dass alle relevanten Objekte in der Umgebung präzise erkannt, klassifiziert, mit eindeutigen IDs versehen und über die Zeit hinweg verfolgt werden. Die aufbereiteten Daten werden anschließend automatisch annotiert und liefern eine exakte Grundlage zur Analyse und Validierung der Systemleistung.

Ein zentraler Vorteil: Die Validierung erfolgt unabhängig vom konkreten Sensorsystem im Testfahrzeug. ZF Annotate ist damit universell einsetzbar – ob für OEMs, Tier-1s oder Softwareentwickler. Das Tool unterstützt sowohl die Optimierung bestehender Funktionen als auch das Trainieren und Testen neuer Algorithmen für hochautomatisierte Fahrfunktionen. (oe)

Originalmeldung