Das Strategiepapier, welches von Forschenden aus sechs Forschungseinrichtungen in Deutschland, England, Kanada und der Schweiz verfasst wurde, empfiehlt der Politik, an den bestehenden Plänen festzuhalten. Die Analyse, an der auch das German Institute of Development and Sustainability (IDOS) beteiligt ist, argumentiert: Ein Festhalten an der Umstellung auf Elektromobilität sei langfristig im Interesse der deutschen und europäischen Automobilindustrie.
Denn während der Wandel in der Automobilindustrie zweifellos eine große Umwälzung darstelle, sei er zugleich unvermeidlich. Eine Verzögerung würde deutschen Herstellern nur schaden – und stattdessen den Vorsprung der Konkurrenz aus China und anderen Ländern vergrößern.
„Das Beste, was die Politik tun kann, ist, Investitionssicherheit zu gewährleisten und am ehrgeizigen europäischen Zeitplan des Ausstiegs aus dem Verkauf von Verbrennungsmotoren festzuhalten“, sagt Professorin Karoline Rogge von der University of Sussex, die das Strategiepapier koordinierte. Ein Kurswechsel hingegen würde der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autobranche schaden.
Die Autoren des Berichts fordern gezielte Maßnahmen für betroffene Zulieferer und Beschäftigte. Prof. Adrian Rinscheid von der Universität St. Gallen schlägt vor, Weiterbildungsmaßnahmen und Programme zur beruflichen Neuorientierung zu stärken. Zudem sollten Forschungs- und Innovationsförderung für Zulieferer zur Umstellung auf E-Mobilitätskomponenten und Unterstützung bei der Diversifizierung bereitgestellt werden.
Besonders wichtig sei es, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu sichern. „Wer eine klare wirtschaftliche Perspektive für Arbeitnehmer und Unternehmen schafft, gewinnt auch die gesellschaftliche Unterstützung für den Wandel“, sagt Rinscheid. Anstatt die bestehenden Ausstiegsziele abzuschwächen, wie es zuletzt immer wieder diskutiert wurde, sollten die politischen Entscheidungsträger den Strukturwandel aktiv begleiten.
„Ausstiegspolitik allein reicht nicht aus, um Europas Führungsrolle im globalen Wettlauf um Netto-Null-Emissionen zu sichern“, betont Dr. Nicholas Goedeking vom IDOS. Ein umfassendes politisches Konzept sei nötig, um die europäische Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu erhalten. (jr)