
Im Fachartikel „Virtuelle ADAS-Tests mit echten Fahrzeugen“ (erschienen in Hanser Automotive 3/2025, S. 14ff) beschreibt Henrik Liebau, R&D Manager bei Keysight Technologies einen neuen Ansatz für die Validierung von ADAS-Systemen, der laborbasierte Simulationen mit vollständigen Fahrzeugtests auf einem Prüfstand (Vehicle-in-the-Loop, ViL) kombiniert. Dabei wird die Umgebung des Fahrzeugs virtuell simuliert, während das reale Fahrzeug inklusive Sensorik eingebunden ist. Herzstück ist die Echoemulation: Radarsensoren erhalten realistische Over-the-Air-Szenen über einen speziellen Radar-Szenen-Emulator (RSE), ohne Modifikation der Sensor-Hardware.
Im Unterschied zu konventionellen x-in-the-Loop-Verfahren wie Hardware-in-the-Loop (HiL), die sich primär auf einzelne Steuergeräte und Funktionsbereiche konzentrieren, erweitert ViL die Testebene auf das vollständige Fahrzeug samt Sensorik und Buskommunikation. Gleichzeitig umgeht der Ansatz die Limitierungen realer Straßentests, die zwar hohe Systemtreue bieten, aber witterungs- und verkehrsabhängig sowie zeit- und kostenintensiv sind.
Diese Methode überwindet die Limitierungen herkömmlicher HiL-Tests (Hardware-in-the-Loop) und ermöglicht automatisierte, reproduzierbare und sichere Testzyklen unter Laborbedingungen – unabhängig von Wetter oder Verkehr. Der ViL-Aufbau erlaubt außerdem die Wiederverwendung bestehender HiL-Infrastrukturen und Testkataloge. Erste Tests zeigten, dass klassische NCAP-Szenarien wie Notbremsung oder ACC in kurzer Zeit umfangreich geprüft werden können. Der Ansatz verspricht eine signifikante Effizienzsteigerung in der ADAS-Validierung und trägt zur Umsetzung internationaler Sicherheitsziele bei – mit reduziertem Testaufwand und höherer Testtiefe. (oe)