Für Prof. Dr.-Ing. Markus Lienkamp, Leiter des Lehrstuhls Fahrzeugtechnik der Fakultät Maschinenwesen der TU München (TUM), steht fest: Ohne Zusammenarbeit der verschiedenen Stakeholder wird autonomes Fahren noch länger auf sich warten lassen. Nur gemeinsam ließe sich die große Menge der noch zu überwindenden technischen Hürden und offenen Fragen erfolgreich bewältigen.
Schützenhilfe beim Aufruf zu mehr Kooperation in Sachen autonomes Fahren erhielt Lienkamp im Rahmen der Leistungsschau autonomes Fahren am 5.12.22 im Garchinger Forschungszentrum nicht nur vom TUM Präsidenten Thomas F. Hofmann, sondern auch vom Präsidenten der Technischen Hochschule Ingolstadt Prof. Dr. Walter Schober. Unterstützung von Seiten des Landes Bayern versprach zudem der anwesende Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume.
Doch selbst wenn Unternehmen oder Forscher zusammenarbeiten, ist der Erfolg nicht garantiert, wie Lienkamp anlässlich der Veranstaltung unterstreicht. Die eingesetzten Arbeitsmittel müssten dazu auch große Teams unterstützen, die gemeinsam an einem komplexen Thema wie dem autonomen Fahren arbeiten sollen.
Deshalb hat die TUM der Community eine Softwareplattform als Open Source zur weiteren Nutzung zur Verfügung gestellt. Eingeflossen sind Softwarealgorithmen, die schon in dem Fahrzeug eingesetzt wurden, das bei der Indy Autonomous Challenge 2021 den 1. Platz gewann. Es soll ein Baukasten entstehen, der alle Teilaspekte der autonomen Fahraufgabe abdeckt. Zudem ist Ziel, dass große Teams parallel an den verschiedenen Modulen arbeiten oder einzelne Module austauschen oder hinzufügen können. Dies bedeutet effizientere und schnellere Entwicklungsprozesse sowie eine vereinfachte Kooperation.
Zur Erprobung der Software unter realen Bedingungen und insbesondere zur Untersuchung des Fahrzeugverhaltens bei Corner Cases hat die Universität das Projekt EDGAR ins Leben gerufen und ein Forschungsfahrzeug auf Basis eines VW Multivan angeschafft und mit Hard- und Software bestückt. Dabei bauen die Wissenschaftler soweit möglich auf existierende Standards und Lösungen wie Autoware und ROS2 auf. Der Plan ist, in den nächsten Jahren verschiedene Forschungseinrichtungen in Bayern mit zehn dieser etwa 500.000 Euro teuren Fahrzeuge auszustatten, um auch diese Plattform gemeinsam nutzen und weiterentwickeln zu können. Die Münchner haben sich hier eine Menge vorgenommen: Zum Oktoberfest 2024 planen die TUM-Forscher mit dem Fahrzeug einen „Roboshuttle“-Service auf dem Bavariaring einzurichten und die Fähigkeiten der Software in Extremsituationen zu testen. (jr)