Mit der angekündigten Übernahme von TTTech Auto durch NXP Semiconductors für 625 Millionen US-Dollar signalisiert der niederländische Halbleiterkonzern einen strategischen Ausbau seines Engagements im Bereich softwaredefinierter Fahrzeuge (Software-Defined Vehicles, SDVs). Dr. Stefan Poledna, CEO und CTO von TTTech Auto, gibt im Interview mit EE Times Europe tiefe Einblicke in die Beweggründe und Erwartungen hinter diesem Zusammenschluss – sowohl aus Sicht des Unternehmens als auch der Branche.
Ziel der Übernahme ist es, die MotionWise-Middleware von TTTech Auto mit NXPs CoreRide-Plattform zu einer durchgängigen SDV-Gesamtlösung zu kombinieren. Während CoreRide auf die Hardware-nahe Plattformsteuerung abzielt, ergänzt MotionWise als sicherheitskritische Middleware mit deterministischer Datenverarbeitung und strengen Timing-Anforderungen das System um die notwendige Funktionalität für höchste Sicherheitsstufen. Die Zusammenführung beider Technologien soll laut Poledna „OEMs weltweit helfen, den Herausforderungen steigender Systemkomplexität und Integrationsdichte effizient zu begegnen“.
Ein zentraler Mehrwert des Zusammenschlusses liegt in der nahtlosen Orchestrierung von Hardware- und Softwarekomponenten auf Fahrzeugebene. Die geplante Plattform soll OEMs in die Lage versetzen, SDV-Architekturen auf Basis skalierbarer, wiederverwendbarer Komponenten schneller und sicherer umzusetzen – unter Einhaltung strenger Automotive-Sicherheitsstandards wie ISO 26262.
Poledna unterstreicht in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Plattformneutralität von MotionWise: „Wir wollen auch weiterhin eine SoC-unabhängige Lösung anbieten, die flexibel in bestehende Kundenarchitekturen integrierbar bleibt.“ TTTech Auto bleibt damit nicht ausschließlich an NXP gebunden, sondern positioniert sich als neutraler Middleware-Partner innerhalb eines heterogenen OEM- und Tier-1-Marktes.
Die Übernahme umfasst rund 1.100 Mitarbeitende von TTTech Auto, die umfassende Erfahrung in Embedded Software, Systemarchitektur, funktionaler Sicherheit sowie Softwareintegration in das NXP-Portfolio einbringen. Die Standorte und Entwicklungsteams sollen erhalten bleiben und ihre Arbeit fortsetzen.
Die Transaktion wird derzeit von den zuständigen Regulierungsbehörden geprüft und soll im Laufe des Jahres 2025 abgeschlossen werden. Für NXP stellt die Übernahme einen wichtigen Schritt dar, um sich als führender Anbieter ganzheitlicher SDV-Systemlösungen zu etablieren – mit klarer Ausrichtung auf softwarezentrierte Innovationen, funktionale Sicherheit und plattformübergreifende Skalierbarkeit. (oe)
