Fachartikel: Rust in Automotive

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Die in der Elektronikpraxis veröffentlichte Analyse „Rust in Automotive“ beleuchtet, welche Rolle die Programmiersprache Rust künftig im automobilen Software-Stack spielen könnte – insbesondere als Alternative oder Ergänzung zu etablierten Sprachen wie C/C++.

Besonders relevant ist der Beitrag für Fachleute aus Embedded-Entwicklung, E/E-Architektur, Softwarestrategie und funktionaler Sicherheit. Der Artikel erklärt nachvollziehbar, warum Rust durch Speichersicherheit zur Vermeidung ganzer Klassen von Laufzeitfehlern beiträgt, wie sie gerade im sicherheitskritischen Automotive-Bereich problematisch sind. Gleichzeitig werden praktische Herausforderungen wie Toolchain-Reife, Compiler-Zertifizierung (z. B. ISO 26262) und Interoperabilität thematisiert.

Die größte Lücke bei Rust im Automotive-Einsatz ist derzeit noch die Code-Abdeckung, so die beiden Autoren des Fachartikels, Jonas Wolf von Vector Informatik und Lukas Wirth, der Mitglied im Rust-Projekt des Rust-Analyzer-Teams und Mitglied des Coding-Guildeline-Subcommittees des Safety-Critical Rust Consortiums ist.

Während die Testabdeckung ein zentrales Kriterium für die Qualität sicherheitskritischer Software darstellt, bleibt sie bei Rust bislang eingeschränkt: Aktuell ist lediglich die Statement-Coverage über llvm-cov möglich – für Anwendungen im Automotive-Bereich mit MC/DC-Anforderungen aber unzureichend. Anpassungen am LLVM-Framework sind zwar im Gange, doch idiomatische Konstrukte wie Kombinatoren erschweren die vollständige Kontrollflussanalyse. Die Herausforderung: Rusts moderne Sprachmerkmale wie Makros und Kombinatoren erfordern neue Ansätze für belastbare Coverage-Metriken.

Fazit: Wer sich mit Rust befasst, erhält in diesem Beitrag einen fundierten Überblick über Chancen und Grenzen von Rust im Automotive-Kontext – und damit eine wertvolle Entscheidungshilfe für Technologie-Roadmaps und Softwareplattform-Strategien. (oe)

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