
Der Entwurf moderner elektronischer Schaltungen ist ohne spezielle Designsoftware undenkbar. Allerdings stellen die etablierten proprietären Lösungen aufgrund rechtlicher Beschränkungen und hoher Lizenzgebühren für kleine Unternehmen und Start-ups eine große Hürde bei der Entwicklung eigener Mikrochips dar. In ihrem aktuellen Impuls plädiert die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) für eine übergreifende nationale Strategie, die Open-Source-Werkzeuge im Chipentwurf gezielt fördert und in Forschung, Industrie und Ausbildung verankert.
Grundlage dieser Empfehlung ist eine Analyse von Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, die das Potenzial quelloffener Designinstrumente aufzeigt – insbesondere für spezialisierte Anwendungen wie photonisches oder Quanten-Computing, aber auch für etablierte Industrien. Open-Source-Tools bieten laut acatech die Chance, Zugangshürden zu senken, Innovationen zu beschleunigen und ein dynamisches Ökosystem für Chipdesign in Europa aufzubauen.
Ein zentrales Argument: Der Großteil der Wertschöpfung in der Halbleiterindustrie liegt nicht in der Fertigung, sondern im Designprozess – rund 53 % laut acatech. Proprietäre Werkzeuge dominieren diesen Bereich, sind teuer, restriktiv und bremsen Innovationen. Quelloffene Alternativen könnten gerade kleinen und mittleren Unternehmen sowie der universitären Forschung mehr Handlungsspielraum bieten und gleichzeitig Nachwuchs fördern.
Damit Open-Source-Designs zum strategischen Vorteil werden, empfiehlt acatech neben politischen Impulsen auch neue Plattformen zur Vernetzung von Akteuren und eine engere Verzahnung mit industriellen Prozessen. Ziel ist ein robuster, souveräner Halbleiterstandort, der offen für neue Ideen ist und resilient gegenüber geopolitischen Risiken. (oe)