SmartLEDs entwickeln sich rasant zu einem zentralen Baustein moderner Fahrzeuginnenräume. Auf der ISELED-Konferenz in München zeigte Inova Semiconductors, wie die Technologie in den kommenden Jahren weiter skaliert – technologisch, wirtschaftlich und organisatorisch. CEO Robert Isele von Inova Semiconductors erläutert im Gespräch, warum die neue ISELED 1.0 Eco Line den Einstieg in kostensensitive Fahrzeugsegmente erleichtert, weshalb sich der SmartLED-Markt stark beschleunigt und welche Rolle ein offenes Ökosystem sowie eine global diversifizierte Lieferkette dabei spielen.
Herr Isele, Sie haben auf der ISELED-Konferenz die neue ISELED 1.0 Eco Line vorgestellt. Welche Zielsetzung verfolgen Sie damit?
Die Eco Line basiert technisch auf der bewährten ISELED-1.0-Generation, deckt nahezu alle Funktionen ab und ist deutlich kostengünstiger. Damit sprechen wir gezielt Fahrzeuge im unteren Preissegment an. Die hohen Ausbeuteraten von weit über 90 Prozent bei bislang 500 Millionen gefertigten ISELED-Komponenten ermöglichen es, die Qualitätsprüfungen am Anfang der Lieferkette zu optimieren – ohne nachgelagerte Testkosten. Das senkt die Stückkosten spürbar. Viele Kunden sind hier sehr preisbewusst und bringen gleichzeitig eine gewisse Toleranz für minimale Abweichungen mit.
Sie gehen davon aus, dass der SmartLED-Markt stark wachsen wird. Welche Dynamik erwarten Sie konkret?
2026 wird ein sehr starkes Jahr werden. Wir rechnen mit einer Verdopplung der ISELED-Stückzahlen und einem Wachstum im mittleren zweistelligen Prozentbereich. Insgesamt sehen wir im SmartLED-Markt eine Verdreifachung innerhalb von drei Jahren. In fünf Jahren könnten rund 70 Prozent aller Automotive-LEDs SmartLEDs sein. Zusammen mit unseren Partnern entwickeln wir neue Designs und erweitern das Portfolio – stets mit Blick auf Kompatibilität über Generationen hinweg.

Robert Isele, CEO von Inova Semiconductors auf der ISELED-Konferenz.
Parallel haben Sie ISELED 2.0 vorgestellt. Welche Rolle spielt die neue Generation?
ISELED 2.0 ist die nächste Entwicklungsstufe der Technologie. Das System ermöglicht die präzise Ansteuerung und Kalibrierung von mehreren hundert LEDs und gleicht Unterschiede in Farbe und Helligkeit zuverlässig aus, selbst wenn sie durch Temperatur oder Produktionsstreuungen entstehen. Gleichzeitig erweitern wir das Anwendungsspektrum deutlich: Neben klassischem Ambient Lighting sind interaktive Beleuchtungskonzepte, funktionale Signale und sicherheitsrelevante Anwendungen möglich – auch im Exterieur.
Wir können jetzt bis zu 4.079 Elemente über eine einfache Zweidraht-Schnittstelle adressieren und erstmals auch Matrix-LEDs, Sensoren und andere Peripherie einbinden. Damit eröffnen wir neue Optionen für Human-Machine-Interfaces und funktionsorientierte Lichtlösungen. Aus meiner Sicht ist das ein wichtiger Meilenstein.
Ein entscheidender Faktor für Ihren Markterfolg scheint das ISELED-/ILaS-Ökosystem zu sein. Was macht es aus?
Wir haben früh verstanden, dass man solche Systeme nicht allein entwickelt. Die ISELED-Allianz begann mit fünf Mitgliedern, heute sind es rund 60 – vom LED-Hersteller über Messtechnik- bis zu Software-Unternehmen. Alle Komponenten im Ökosystem sind kompatibel, über 200 davon sind bereits im Feld. Es gibt keine rigiden Vertragsstrukturen; jeder kann beitragen. Das beschleunigt die Entwicklung und sorgt für eine stetig wachsende Basis an interoperablen Bausteinen. Wir vergleichen das gern mit der App-Ökonomie: Ein einfaches Kernsystem ermöglicht schnelle, vielfältige Produktideen.

Licht- und Sensornetzwerk mit ILaS.
Wie entwickelt sich das ILaS-Netzwerk?
ILaS kam 2022 als Ergänzung hinzu und verlagert die Intelligenz von dezentralen Controllern auf eine zentrale Einheit. Alle Daten laufen über einen Access Point in das Netzwerk, was Software-Updates over-the-air und modulare Erweiterungen ermöglicht. Das System ist inzwischen serienreif. Beispielsweise nutzt Hyundai Kia es in einer domänenorientierten Architektur, BMW setzt ILaS im neuen iX3 ein. Über Automotive Ethernet gibt es nur eine einzige Schnittstelle zum Fahrzeug – alles Weitere läuft über ILaS und ist damit ohne zusätzlichen Compute Overhead und Software.
Die Lieferkette war in den vergangenen Jahren ein sensibles Thema. Wie stellen Sie hier Robustheit sicher?
Unsere Supply Chain ist mittlerweile stark diversifiziert: Wir produzieren in Asien, Singapur, Portugal und Deutschland. Für die IC-Fertigung arbeiten wir mit zwei Foundries zusammen – GlobalFoundries und Samsung, das sich aktuell in der Freigabephase befindet. Parallel bauen wir über Foundry-Partner eine Präsenz in China auf. Erste dort gefertigte Produkte werden 2027 verfügbar sein, 2028 rechnen wir mit Volumenproduktion. Im letzten Jahr hat Ennostar die ISELED Technologie zur Entwicklung und Fertigung von eigenen Produkten lizensiert. Erst kürzlich haben wir mit CoAsia Semi eine Lizenzvereinbarung über die Herstellung von Wafern für ISELED 1.0 unterzeichnet. Durch diese Vereinbarung sichern wir uns eine neue Samsung Foundry-Basis zur Erweiterung des globalen ISELED-Liefernetzwerks. CoAsia Semi erhält im Gegenzug die Möglichkeit, ISELED-basierte Automobil-LEDs eigenständig zu entwickeln und zu produzieren – ein weiterer Schritt in Richtung Multi Sourcing und Etablierung eines Shared IP Standards.

Das Ökosystem der ISELED Alliance.
Wagen wir einen Blick nach vorn: Welche Rolle wird Inova künftig spielen?
Heute konzentrieren wir uns klar auf den Automobilmarkt. Aber Technologien, die Automotive-Anforderungen erfüllen, sind in vielen anderen Bereichen ebenso einsetzbar. Das eröffnet uns langfristig zusätzliche Märkte. Kurzfristig stehen Wachstum, Skalierung und die Weiterentwicklung der Plattformen ISELED 2.0 und ILaS im Fokus.
Herr Isele, vielen Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Klaus Oertel, Chefredakteur der AEEmobility.
