Das war das Autonomous Main Event

(© Christian-Steinbrenner/TTTech Auto)

Das Thema Sicherheit bleibt ein zentrales Anliegen der Branche für autonomes Fahren. Unter dem Motto „Keine Kompromisse auf dem Weg zum sicheren autonomen Fahren“ versammelte das Autonomous Main Event 2024 führende Unternehmen und Experten der Mobilitätsbranche, um ihr Engagement für höchste Sicherheitsstandards zu unterstreichen. Die Veranstaltung, die im fünften Jahr der Initiative „The Autonomous“ stattfand, wurde auf zwei Tage verlängert und verzeichnete mit über 580 Teilnehmern und mehr als 250 Unternehmen einen neuen Besucherrekord.

Die Bedeutung von Sicherheit für autonomes Fahren spiegelt das steigende Bewusstsein wider, dass öffentliches Vertrauen und sichere Systeme eng miteinander verbunden sind. Ein zentrales Thema der Konferenz war die Zusammenarbeit innerhalb von Partnerschaften und Ökosystemen, die als entscheidend für den Erfolg im Bereich der Sicherheit betrachtet werden. Dirk Linzmeier, CEO von TTTech Auto, betonte, dass Sicherheit nicht verhandelbar sei und keine Kompromisse zugelassen werden dürfen.

Im Fokus stand zudem die Arbeit der von „The Autonomous“ geförderten Arbeitsgruppen. Die Arbeitsgruppe für Sicherheit und Architektur stellte einen Bericht vor, der verschiedene Hardware- und Softwarearchitekturen bewertet. Asymmetrische Architekturen, die auf einem „Mehrheitswahl“-Ansatz basieren, zeigten sich besonders geeignet für autonome Fahrsysteme. Die Gruppe plant, diese Arbeit fortzusetzen und weitere Sicherheitskonzepte zu entwickeln. In einem weiteren Workshop hob Jürgen Schaefer von Infineon hervor, dass Künstliche Intelligenz eine zentrale Rolle bei Planungs- und Steuerungsfunktionen spielen kann. Durch den Einsatz von KI lassen sich unter anderem die Verfolgungsgenauigkeit um 50% verbessern, die Energieeffizienz um 10% steigern und der Rechenaufwand erheblich senken.

Während einer Podiumsdiskussion zur sicheren Architektur von autonomen Fahrzeugen hob Mathias Pillin von Bosch die Bedeutung von Redundanz in den Systemen hervor. Redundanz allein reiche jedoch nicht aus – auch Vielfalt sei notwendig, um Fehler effektiv zu vermeiden.

Mathias Pillin, CTO von Bosch Mobility: ,,Achten Sie auch auf das Stromversorgungs-system. Der Kabelbaum kann eine Fehlerquelle sein, daher benötigen wir einen redundanten Weg, um die Energie im Fahrzeug zu verteilen.“ (© Bosch)

Shai Shalev-Shwartz, CTO von Mobileye, stellte einen Ansatz vor, der auf verantwortungssensible Sicherheit setzt, und betonte die Notwendigkeit, ethische Fragen stärker in den Vordergrund zu rücken. Auch gesetzliche Rahmenbedingungen wurden diskutiert. Besonders im Bereich der Nutzfahrzeuge wird die Level-4-Autonomie in Ländern mit günstigen regulatorischen Bedingungen wie Texas an Bedeutung gewinnen.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Entwicklung hin zu softwaredefinierten Fahrzeugen (SDVs). Diese werden als Zukunft der Automobilindustrie gesehen, da die Trennung von Software und Hardware neue Fahrzeugarchitekturen erfordert. Dies bringt jedoch sowohl technologische als auch kulturelle Herausforderungen mit sich, da Software- und Hardwareentwickler oft unterschiedliche Ansätze verfolgen. Die Konferenz betonte die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit dieser Disziplinen, um Sicherheitsstandards in SDVs sicherzustellen. Ein Workshop von Elektrobit befasste sich mit der Nutzung von Open-Source-Software in SDVs. Die Teilnehmer waren sich einig, dass Open Source eine wichtige Rolle in der Zukunft spielen wird, es aber eine Herausforderung darstellt, Garantie und Support für diese Produkte zu gewährleisten. Auch Cloud-Technologien werden in SDVs eine zentrale Rolle einnehmen.

In seiner Keynote erweiterte Lars Reger, CTO und EVP von NXP Semiconductors, die Diskussion über die reine Automobil-Hardware und -Software hinaus und beschrieb das Konzept des ,,groBen Erwachens der Roboter“. (© NXP)

Lars Reger, CTO von NXP Semiconductors, erweiterte in seiner Keynote die Diskussion und wies auf die wachsende Komplexität bei der Integration von Software und Hardware in Fahrzeugen hin. „ECUs enthalten Dutzende bis zu Hunderte von Hardware- und Softwarekomponenten. Funktionen und Varianten von Automodellen treiben die Komplexitat weiter voran. Er forderte eine einzige Hardwareplattform, um die Komplexität zu reduzieren und die Integration zu erleichtern.

Das Autonomous Main Event zeigte deutlich, dass Sicherheit nicht nur ein technisches Thema ist, sondern auch organisatorische und kulturelle Aspekte umfasst. Die Branche erkennt die Bedeutung der Zusammenarbeit, um sichere und zuverlässige autonome Fahrzeuge zu entwickeln, und plant, diese Zusammenarbeit in den kommenden Jahren zu intensivieren. Der nächste Event findet am 17. und 18. September 2025 statt. (oe)

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