Die Übertragung möglichst aller Fahraufgaben auf die Fahrzeuge gilt daher für viele als das beste Mittel zur Unfallprävention. „Moderne Assistenzsysteme sind die Grundlage für die zunehmende Automatisierung des Straßenverkehrs und können viele Unfälle verhindern oder zumindest die Unfallfolgen minimieren. Gleichzeitig können automatisierte Fahrfunktionen auch neue Problemfelder mit sich bringen“, so Jann Fehlauer, Geschäftsführer der DEKRA Automobil GmbH bei der Vorstellung des Verkehrssicherheitsreports. Wie Fehlauer in Berlin erläuterte, muss bei aller sinnvollen Technik insbesondere auch immer sichergestellt sein, dass sie den Fahrer nicht ablenkt oder überfordert.
Dass diese Gefahr durchaus besteht, zeigen die von DEKRA exklusiv für den Verkehrssicherheitsreport durchgeführte Untersuchungen – eine Studie mit Probanden zu Bedienkonzepten im Fahrzeug sowie eine forsa-Befragung. Die Ergebnisse werden im Report näher vorgestellt. In Fahrversuchen auf dem Gelände des DEKRA Technology Centers am Lausitzring in Brandenburg wurde außerdem der Frage nachgegangen, welche Konsequenzen sogenannte Sensor-Dejustagen auf die Verkehrssicherheit haben können. Ein weiteres Problem, das die Forscher ausgemacht haben: Mit weiter zunehmendem Automatisierungsgrad gehe die alltägliche Fahrerfahrung zurück. „Sie ist aber gerade in den kritischen Fahrsituationen unabdingbar, in denen ein automatisiertes System wieder an den Fahrer übergibt“, so Fehlauer. Für diese Herausforderung gebe es aktuell noch keine befriedigende Lösung.
Im Rahmen des Reports hat DEKRA daher konkrete Forderungen für mehr Verkehrssicherheit formuliert:
• Um den Nutzen von Assistenzsystemen sicherzustellen, müssen Fahrzeugführer besser über den jeweiligen Anwendungsbereich sowie über die Systemgrenzen und die Bedienung informiert sein. Diese Informationen müssen nicht nur Erst-, sondern auch Zweit- oder Drittnutzern der Fahrzeuge zur Verfügung stehen.
• Hochautomatisierte Systeme müssen auch komplexe Verkehrssituationen einschließlich der Interaktion mit anderen Verkehrsteilnehmern adäquat entschlüsseln und schlussfolgernd interpretieren können.
• Wenn ein System die Fahraufgabe übernommen oder wieder abgegeben hat, muss dies dem Nutzer eindeutig angezeigt werden.
• Die Mindestanforderungen an die von den Herstellern definierten Betriebsbereiche für automatisierte Fahrzeuge müssen eindeutig geregelt werden. Dazu sind Festlegungen über Parameter wie Geschwindigkeit, Straßenklasse und Witterungsbedingungen erforderlich.
• Dringend erforderlich ist die herstellerunabhängige Standardisierung sicherheitsrelevanter Bedienfunktionen bezüglich der Anordnung, des Anbringungsorts und der Handhabung der Bedienelemente im Fahrzeug-Cockpit.
• Die Funktionsfähigkeit mechanischer und elektronischer Komponenten der Fahrzeugsicherheit muss über das gesamte Fahrzeugleben hinweg gewährleistet sein und systematisch im Rahmen der technischen Fahrzeugüberwachung geprüft werden. Die dafür erforderlichen Informationen müssen bereitgestellt werden. (oe)