Kommentar: Mit Chinageschwindigkeit in Qualitätsprobleme

Zeit- und Kostendruck erhöht Gefahr von Abkürzungen

Kommentar von Franz Roßmann, Co-Chefredakteur und Herausgeber AEEmobility

„Chinageschwindigkeit scheint der neue Heilige Gral der Automobilindustrie zu sein.

Managerinnen und Manager blicken fasziniert – und zugleich mit Sorge – auf den chinesischen Markt, wo in atemberaubendem Tempo neue Modelle entstehen.

Während etablierte OEMs rund fünf Jahre für die Entwicklung eines Fahrzeugs benötigen, bringen chinesische Newcomer alle ein bis zwei Jahre ein neues Modell auf die Straße.

Die Reaktion hierzulande ist verständlich: Da müssen wir auch hin!

Software – und zunehmend künstliche Intelligenz (KI) – gilt dabei als Schlüssel, um diesen Takt zu erreichen. Die Erwartungen steigen täglich weiter.

Doch der Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt, wie gefährlich die Kombination aus hohem Tempo, großem Erwartungsdruck und wirtschaftlichen Zwängen werden kann.

Beispiele wie der Abgasskandal oder das Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen zeigen: Wenn Führungssysteme zu stark auf Ergebnisse setzen, entstehen „Abkürzungen“, die Gesundheit und Leben kosten können.

Mit KI verschärft sich dieses Risiko:

Wenn ein System viele Male korrekte Ergebnisse liefert, sinkt die menschliche Wachsamkeit. Fehler oder unkritisch übernommene Resultate können dann unbemerkt bleiben – mit potenziell gravierenden Folgen.

Aktuell fehlen Prozesse, die solche Abkürzungen wirksam verhindern.

Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir mit Chinageschwindigkeit in die nächsten Qualitätsprobleme rasen.